Mal ehrlich! Flucht und Asyl in Sachsen

Veröffentlicht am 27.01.2015 in Allgemein

„Mal ehrlich! Flucht und Asyl in Sachsen“, Hrsg.: Weiterdenken – Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen e. V. Autorinnen: Miriam

Im Dresdner Westen werden 2015/16 vier Übergangswohnheime entstehen. Zwei davon in Löbtau. Der SPD-Ortsverein Dresden-West engagiert sich u.a. im Netzwerk „Willkommen in Löbtau“ sowie in der Initiative "Gorbitz ist bunt". Beide Netzwerke möchten die geflüchteten Menschen dabei unterstützen, in unserem Stadtteil anzukommen. Sie wollen eine Brücke schlagen zwischen neuen und alteingesessenen Bewohnerinnen und Bewohnern. Die Netzwerke bestehen aus engagierten BürgerInnen, Kirchgemeinden, Vereinen und verschiedenen Parteien. "Willkommen in Löbtau" hat ein Broschüre herausgegeben, um über das Thema Flucht und Asyl in Sachsen aufzuklären. Weitere Infos finden Sie auf der nächsten Seite.

Broschüre als Dowload: "Mal ehrlich! Flucht und Asyl in Sachsen"

 

 

 

Wie viele Menschen waren in der ersten Hälfte des Jahres 2014 weltweit auf der Flucht?

51,2 Millionen Menschen waren 2013 weltweit auf der Flucht.

33,3 Millionen flüchteten innerhalb ihres Heimatlandes.

Laut dem UNO-Flüchtlingswerk sind gegenwärtig über 50 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht. Gründe sind Kriege, unterschiedliche Verfolgungen, auch Armut sowie Diskriminierung und Rassismus. Nur ein Drittel aller Geflüchteten verlässt allerdings das Herkunftsland; die meisten Menschen fliehen somit innerhalb ihres Herkunftslandes. Von den über 50 Millionen Geflüchteten stellten in der ersten Hälfte des Jahres 2014 230.325 Menschen einen Asylantrag in der Europäischen Union. Europa schottet sich ab und ist für Geflüchtete nur auf illegalen Wegen – über das Meer in kleinen Booten, versteckt auf LKWs auf dem Landweg oder mit falschen Pässen mit dem Flugzeug – zu erreichen. Nur Wenigen glückt es. Viele sterben auf diesem Weg. Nur ein sehr kleiner Teil aller weltweit Geflüchteten stellt schließlich in der Bundesrepublik einen Asylantrag.

 

Asylanträge in der EU

( Januar bis Juni 2014)

Hauptantragsländer in absoluten Zahlen

230.325 Asylanträge in der EU

  • Deutschland:       74.790 (3.14 9 Asyl-Erstanträge in Sachsen)
  • Schweden:          31.870
  • Frankreich:          31.260
  • Italien                   25.080
  • Großbritannien    14.575

 

Anzahl der Asylanträge pro 1 Mio Einwohner_innen in der EU

  • Schweden:         3.315
  • Malta:                 1420
  • Zypern:               930
  • Deutschland:      930
  • Belgien:              880
  • Niederlande:       495

 

Wie leben Asylsuchende in Sachsen?

Unterbringung

Jede Person hat Anspruch auf 6 m² Wohnraum. Dabei teilen sich bis zu 5 Menschen ein Zimmer und schlafen teilweise in Doppelstockbetten.

8 Bewohner_innen teilen sich einen Herd mit vier Kochplatten.

Eine Dusche soll maximal für 10 Menschen, eine Toilette für 10 Frauen oder 15 Männer sein.

Die meisten Asylsuchenden sind in Heimen, sogenannten Gemeinschaftsunterkünften, untergebracht. Die Heimgrößen variieren zwischen 30 und 500 Bewohner_innen. In der Grafik sind die Mindestanforderungen der sächsischen Verwaltungsvorschrift dargestellt. Die realen Zustände in den Heimen sind sehr unterschiedlich. Manche sind in kleine Wohneinheiten unterteilt, in anderen teilen sich alle Bewohner_innen eine Küche und sanitäre Einrichtungen, die oft in sehr schlechtem Zustand sind. Allen ist gemein, dass die mangelnde Privatsphäre, der psychische Stress und die soziale Isolation Menschen krank machen. Auf engem Raum müssen zumeist traumatisierte Menschen aus verschiedenen Ländern und sozialen Hintergründen gemeinsam leben. Bisher haben nur Familien und psychisch kranke Menschen Chancen auf eigene Wohnungen. Die Umsetzung der Verwaltungsvorschrift liegt in der Verantwortung der Städte und Kommunen. Ihr politischer Wille entscheidet, ob Asylsuchende menschenwürdig untergebracht werden. So zeigt sich bspw. in Leverkusen, dass eine dezentrale Unterbringung für alle Beteiligten gut umsetzbar ist. Bessere Lebensbedingungen und geringere Kosten bringen Vorteile für Kommune, Land und Asylsuchende.

 

Asylsystem, Betreuung und Versorgung

Unverbindlich empfohlen wird, dass 1 Sozialarbeiter_in für 150 Asylsuchende zuständig ist. Jedoch gibt es nicht überall, wo Asylsuchende untergebracht sind, Sozialarbeiter_innen.

Das Asylsystem ist kompliziert und der rechtliche Status entscheidet, welche Ansprüche und Beschränkungen die jeweilige asylsuchende Person hat. Für die meisten Asylsuchenden trifft Folgendes zu: Amtssprache ist Deutsch. Daher sind auch alle Briefe der Behörden auf Deutsch. Es besteht aber kein Anspruch auf einen Deutschkurs. Briefe, die Asylsuchende bekommen, können sie somit sehr oft nicht verstehen. Dadurch werden wichtige Fristen versäumt. Ein selbstbestimmtes Leben ist kaum möglich. Die soziale Isolation wird verstärkt.

Asylsuchende haben das Recht auf ärztliche Versorgung bei akuten Erkrankungen und Schmerzzuständen! Sie haben aber kein Recht auf eine reguläre Krankenversicherung. Was akut ist, bestimmt das Sozialamt. Dieses gibt für jeden Arztbesuch einen Krankenschein aus. Medizinische Laien entscheiden über den Gesundheitszustand. Krankheiten, die deswegen nicht behandelt werden, werden oft chronisch. Immer wieder kommt es zu Todesfällen, weil Notfälle nicht erkannt werden. Die Bundesregierung überprüft gegenwärtig, ob die bundesweite Einführung der Gesundheitskarte nach dem „Bremer Modell“ möglich ist. Damit könnten Asylsuchende direkt zu Ärzt_innen gehen, um sich behandeln zu lassen.

Ab 2015 erhalten erwachsene alleinstehende Asylsuchende 352,00 Euro im Monat. Von diesem Geld müssen sie alle Kosten bestreiten. In einigen sächsischen Landkreisen erhalten Asylsuchende Sachleistungen oder Gutscheine statt Bargeld.

Seit Oktober 2014 gilt in den ersten 3 Monaten (vorher 9) ein generelles Arbeitsverbot. Danach kann die Ausländerbehörde eine Arbeitserlaubnis aussprechen, wenn sich keine deutsche oder EU-ausländische Person für den Job findet. Diese Vorrangprüfung gilt 15 Monate. Menschen, die arbeiten wollen, sind in dieser Zeit auf staatliche Leistungen angewiesen.

 

Wer kommt nach Sachsen?

In welchem Bundesland Asylsuchende leben, hängt von den Aufnahmequoten für jedes Bundesland ab. Diese werden durch den Königsteiner Schlüssel aus dem Verhältnis von Steuereinnahmen und der Bevölkerungszahl der Länder bestimmt.

Die Quote  für 2014: Sachsen: 5,1 %

Nordrhein-Westfalen: 21,2

 

Warum fliehen Menschen?

Zwischen Januar und Juni 2014 wurden 3.149 Asylanträge in Sachsen gestellt.

Dabei kamen die meisten Antragssteller_innen aus Syrien, Tunesien, der Russischen Föderation und Libyen. Die Fluchtgründe sind vielfältig, viele sehen darin die letzte Überlebenschance. Leichtfertig setzt niemand alles auf’s Spiel, lässt Heimat, Besitz und Familienangehörige zurück, um nach Deutschland zu kommen.

 

 

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Impressum

In Dresden-Löbtau entstehen 2015/16 zwei neue Asylunterkünfte. Das Netzwerk „Willkommen in Löbtau“ möchte die geflüchteten Menschen dabei unterstützen, in unserem Stadtteil anzukommen. Mit unserer Arbeit wollen wir eine Brücke schlagen zwischen neuen und alteingesessenen LöbtauerInnen. Das Netzwerk besteht aus engagierten BürgerInnen, Kirchgemeinden, Vereinen und verschiedenen Parteien.

Kontakt: asyl@loebtau.org / www.willkommen-in-loebtau.de

 

Quelle: Auszüge aus der Broschüre „Mal ehrlich! Flucht und Asyl in Sachsen“, Hrsg.: Weiterdenken – Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen e. V. Autorinnen: Miriam Knausberg und Katrin Holinski

 

 
 

Termine

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